Die letzten Wochen haben wir an der Südküste Portugals verbracht.

Es gibt hier unzählige wunderschöne Strände, einige davon haben wir besucht. Lange Sandstrände wechseln sich ab mit kleinen Buchten, zum Teil umrahmt von Felsriffen und Klippen. Oft stehen wir mit dem Wohnmobil direkt am Strand oder in den Dünen und lassen uns vom sanften (mitunter auch tobenden) Rauschen der Wellen in den Schlaf wiegen- ansonsten ist es einfach die meiste Zeit herrlich ruhig! Der portugiesische Frühling zeigt sich in seiner vollen Pracht – sommerliche Temperaturen, blühende Bäume, wilde Orchideen und andere Blumen, saftiges Grün und wohlriechende Büsche und Sträucher. Nachdem wir im Februar noch ein paar Regentage aushalten mussten, genießen wir nun die wärmende Sonne umso mehr (der erste kleine Sonnenbrand ließ nicht lange auf sich warten!).

Anders als im Norden, treffen wir seit unserer Ankunft hier im Süden regelmäßig auf andere Reisefamilien oder Menschen, die in ausgebauten Bussen und LKWs leben. Die Algarve ist offensichtlich ein Anziehungspunkt für „Aussteiger“, „Alternative“, „Hippies“ und solche, die es werden wollen;-)

Manchmal treffen wir dieselben Menschen an einem anderen Strand wieder und es gibt ein freudiges HALLO, man kennt sich ja mittlerweile. Viele Deutsche begegnen uns, Niederländer, Engländer und Franzosen. Hier unten haben wir auch zwei Familien wiedergetroffen, die wir auf dem Schulfreifestival kennengelernt haben. Wir sind einige Tage zusammen gereist, standen an verschieden Orten gemeinsam und treffen uns ab und zu wieder. Das ist ein bißchen so, wie Freunde zu Hause zu treffen, nur daß es bis zur nächsten Verabredung eine Weile dauern kann bzw. ein paar Kilometer zurückgelegt werden müssen – dafür sind die Treffpunkte oft unglaublich schön und herrlich romantisch! Unsere Kinder und wir haben auf diese Weise wieder einige neue Freunde gewonnen und wer weiß, wo auf der Welt wir uns das nächste Mal wiedersehen?! Mir zeigen diese Begegnungen, dass meine Ängste unbegründet waren, ob denn die Kinder offen für neue Bekanntschaften seien. Im Gegenteil, sie können sich sehr schnell und einfach auf die Menschen einlassen, egal ob jung oder alt. Aron z.B. genießt es, mit anderen Erwachsenen Gespräche zu führen (auch weil Kinder in seinem Alter rar sind), während Daphne und Lea sich immer über neue Spielfreunde in ihrem Alter freuen und sei es auch nur für einen Tag auf dem Stellplatz. Wie kürzlich geschehen: Auf dem Platz gab es zwei französische Mädchen, die dann am Morgen zu uns ans Wohnmobil kamen und später mit unseren Kindern einträchtig am Tisch saßen und viele bunte Bilder gemalt haben, obwohl keiner des anderen Sprache verstand. Eine Verbindung für den Moment, flüchtig zwar und dennoch wertvoll! In Erinnerung wird sie Daphne auf jeden Fall bleiben, da sie beim Zusammensein mit den Mädchen ein „wunderschönes“ Wort gelernt hat: „Papillon“ (Schmetterling). „Französisch ist eine sehr edle Sprache!“ meinten Aron und Daphne im Nachhinein. Das sind die kleinen Momente, die diese große Reise in meinen Augen so wertvoll machen!

Ein beliebter Treffpunkt hier an der Algarve ist der einmal monatlich stattfindende Flohmarkt in Barão de São João, unter Insidern auch „Hippiemarkt“ genannt. Dort treffen sich alle möglichen Leute: Aussteiger, Neuansiedler, Reisende, Alternative, Suchende…und auch ein paar echte Portugiesen:-) Es herrscht ein buntes Treiben mit Festivalatmosphäre, viele Verkaufsstände mit selbst gemachten Dingen, leckeres Essen, Musik und Clownerie, Massage und Haarschnitt an Ort und Stelle. Der Markt ist auf jeden Fall eine gute Gelegenheit, um vielerlei Kontakte zu knüpfen und Freunde wiederzutreffen, für die hier Ansässigen ist es wie ein großes, regelmäßiges Familientreffen.

Und für uns war es der Beginn einer neuen Ära: Das Leben mit Hund!

Wir haben schon vorher von Leuten den Tipp bekommen, dass auf dem Hippiemarkt regelmäßig auch Welpen abzugeben sind. Und da wir noch in Leipzig gemeinsam beschlossen hatten, dass wir einen Hund in die Familie aufnehmen, wenn uns einer „unterwegs begegnet“, war klar, dass wir beim nächsten Markt dabei sind und die Augen nach Welpen offen halten. Aron ist dann tatsächlich mit einem Schild dort herumgelaufen, auf dem geschrieben stand: „Puppies wanted/Welpen gesucht“. Traurig lief er Runde um Runde – ohne Erfolg:-( Vielleicht war das Schild auch missverständlich im Sinne von: Welpen gesucht, sie sind ausgerissen, wer hat sie gesehen? Nun ja, als die Laune bei ihm so ziemlich auf dem Tiefpunkt war, riefen unsere Freunde an und meinten, es gäbe hier zwei Welpen abzugeben, gerade ein paar Meter entfernt von unserem Standort. Also bringt es doch Glück, wenn man in Hundesch…. tritt, wie kurz vorher geschehen! Um es kurz zu machen: Die beiden Hunde, Bruder und Schwester, eroberten sofort unser Herz, wir überlegten nur noch ca. 5 Minuten, ob wir einen oder beide nehmen und entschieden uns schließlich für das Doppelpack! So liefen wir also Sonntag Nachmittag vor zwei Wochen mit Ballettschuhen und einem Roller für Daphne, einem Kostüm für Lea, einer bepflanzten Muschel für Luise und einem Pappkarton mit zwei 8-Wochen-alten Welpen vom Flohmarkt zum Wohnmobil zurück, wie aufregend! Die Namenstaufe erfolgte noch am gleichen Abend: Lilli und Barão! Barão bedeutet „Freiherr“ oder „Baron“ und erinnert an den Ort, wo wir die Hunde adoptiert haben und Lilli ist die Idee von Daphne, passt aber wegen des Bezugs zur „Lilie“ sehr gut zur blühenden Frühlingsblumenpracht hier an der Algarve!

Nun sind wir also zu Siebt unterwegs…einige Nächte mit wenig Schlaf liegen hinter uns und die Tage beginnen jetzt deutlich früher, ein paar extra Mahlzeiten müssen zubereitet werden, zusätzliche Flecken zieren die Auslegware im Wohnmobil, fremde Menschen kommen zum Gucken…ansonsten hat sich eigentlich nicht so viel verändert;-) Es ist auf jeden Fall ein riesiger Vorteil, mit den Welpen im Wohnmobil unterwegs zu sein: Tür auf und raus zum Pippi machen, riesige Auslaufflächen direkt vor der Tür, immer andere Hunde zum Spielen und Beschnüffeln, nebenbei Tipps und Ratschläge von erfahrenen Hundebesitzern. Einen ersten Besuch beim Tierarzt haben wir auch schon gemeinsam unternommen, für uns zum Informieren, Kennenlernen und letztendlich auch zu unserer Beruhigung, ein bißchen wie beim ersten Kind:-) Der Arzt hat sich viel Zeit für uns genommen, war sehr behutsam und lieb – insgesamt ein positives Erlebnis für uns alle!

Momentan experimentieren wir mit dem Futter und testen, was die Hunde mögen und vertragen. Nebenbei versuchen wir uns in ihrer „Erziehung“, was allerdings bei zwei Geschwistern nicht gerade einfach ist, da sie sich beide ständig gegenseitig ablenken und außerdem beide sehr verschieden sind. Es ist alles in allem eine große Herausforderung, für die wir uns entschieden haben – aber eine wunderbare und bereichernde!