…und zweitens als man denkt! Unsere Reise führte uns Anfang November zum Bodensee- dort wollten wir in einer Spezialwerkstatt unser Wohnmobil noch ein bißchen „aufpimpen“, d.h. die Federn mit zusätzlichen Bauteilen unterstützen um so einen besseren Fahrtkomfort zu haben. Leider blieb es nicht bei dieser „Verschönerung“…die Experten vor Ort stellten Mängel an Kupplung und Getriebe fest und rieten uns außerdem, den Zahnriemen zu wechseln. Diese nicht eingeplanten Reparaturen fraßen ein großes Loch in unsere Reisekasse und verlängerten unseren Aufenthalt am Bodensee um einige Tage, in denen wir lieber schon Richtung Süden gefahren wären, da das Wetter nun zunehmend ungemütlicher wurde, z.T. gab es bereits Hagel und Schneeschauer.

dsc_0067Thomas nutze die Gelegenheit und arbeitete Seite an Seite mit den Mechanikern (übernachtete sogar mehrmals in der Werkstatt)- er bekam auf die Art viel Fach- und Insiderwissen vermittelt und lernte das Innenleben unseres Fahrzeugs erstmalig sehr detailliert kennen. Von daher hatte der kostspielige Abstecher in die Werkstatt sehr wohl positive Aspekte, allen voran natürlich die nunmehr erhöhte Fahrsicherheit. Das Risiko, irgendwo im Ausland mit einem Motorschaden liegen zu bleiben (weil der Zahnriemen doch gerissen ist), erschien uns nach reiflicher Überlegung dann doch zu hoch. Und „LT-Klaus“ und seine Kollegen von „OKO-Wohnmobilbau“ hier am Bodensee sind wirkliche Experten auf ihrem Gebiet, vor allem, wenn es um ältere Fahrzeuge und Wohnmobile geht.

dsc_0051Während Thomas also fleißig schraubte, verbrachte ich die Zeit mit den Kindern bei Familie Kindermann, die wir auf dem Schulfrei-Festival 2015 kennenlernten und die den nachfolgenden Winter mit ihrem selber ausgebauten Wohn-Lkw in Griechenland und der Türkei verbrachten. Bei ihnen erlebten wir ein paar schöne, erholsame Tage inmitten wunderschöner Berglandschaften, kochten gemeinsam, spielten Brettspiele, machten zusammen einen Ausflug zum Jahrmarkt am Lindauer Hafen u.a. Axel und Martina mit ihren beiden Söhnen haben ihr mobiles Freilerner-Leben vorerst wieder eingetauscht gegen einen festen Wohnsitz, geregelte Arbeitszeiten und Schulbesuch der Kinder. Sie berichteten uns über ihre Erfahrungen unterwegs, die Vor- und Nachteile des Reisens und den Entschluss, (vorerst) wieder an einem festen Ort zu leben. Wir haben viele interessante Gespräche geführt über Themen wie Leben in Gemeinschaft, Lernen ohne Schule, Freiheit versus Angepasstheit uvm. Einige wertvolle Tipps zum Leben unterwegs werden wir auf alle Fälle mit auf Reisen nehmen.

dsc_0087Trotz der ungeahnten Autoreparatur-Intermezzi und des teilweise sehr unwirtlichen Wetters (was beides zeitweise sehr an unseren Nerven zehrte!) genossen wir unseren Aufenthalt am Bodensee. Allein der Blick über das Wasser hin zu den schneebedeckten Gipfeln der Schweizer Alpen machte so einiges wieder wett. Unsere Kinder waren total glücklich, endlich einmal „richtige Berge“ zu sehen, wenn auch nur aus der Ferne. Das ist schon ganz etwas anderes als die Aussichten in der Leipziger Tieflandsbucht;-)

Eine Überraschung war für uns, als wir beim Besuch im Zeppelin-Museum in Friedrichshafen erfuhren, dass hier die berühmten Luftschiffe gebaut wurden und bis heute gebaut werden. dsc_0111Überhaupt erfuhren wir einiges über die Region Bodensee/Allgäu, wo offensichtlich viele alternative Bewegungen, wie Landkommunen, Biohöfe und Naturkost-Hersteller ihre Wurzeln haben. Ob das an der südlicheren Mentalität liegen mag? Am Klima oder an der Nähe zur Schweiz? Es bleibt spannend…