Die letzten Tage in Frankreich entlang der Côte Basque waren noch sehr schön: Mildes Klima, südländisches Flair, abwechslungsreiche Strände und sehenswerte Städte. Allein waren wir nun auch nicht mehr, eher mittendrin im Touristenparadies:-) Die Strandpromenaden waren gut besucht und die Wohnmobilstellplätze voll, leider ausschließlich mit älteren Reisenden ohne Kinder. Gerade Biarritz mit seinen vielen Hotels am Strand, den schicken Cafés, noblen Restaurants und teuren Geschäften war dann doch ein bisschen so, als wären wir im falschen Film gelandet. Genauso wirkten wir wohl auch auf die Anderen: unterwegs mit unseren voll bepackten Fahrrädern und barfüßigen Kindern (noch dazu 3!)- zumindest ernteten wir häufig irritierte Blicke.

Etwas gemütlicher zeigte sich das kleine Fischerstädtchen St.-Jean-de-Luz, unweit von Biarritz und dennoch sehr verschieden: hier wird die baskische Kultur und Tradition groß geschrieben, sei es in der Architektur, beim Essen und Trinken oder schlicht durch die allgegenwärtige baskische Sprache auf Straßenschildern oder an Geschäften und öffentlichen Gebäuden – wir wussten bis dato gar nicht, dass „Baskisch“ eine eigen Sprache ist, noch dazu eine sehr spezielle und einzigartige (erinnerte mich ein wenig an die finnische Sprache). Aron entdeckte außerdem ein immer wieder kehrendes Symbol im Stadtbild, das „Baskische Kreuz“. Der Besuch von St.-Jean-de-Luz war unsere vorerst letzte Station in Frankreich und wir genossen die beiden warmen und sonnigen Tage dort, die Kinder freuten sich über einen etwas größeren Spielplatz als bisher und tobten wieder gern am Strand!

Mit einem (leicht sorgenvollem) Blick auf die spanischen Berge und gut gefüllten Stiefeln verabschiedeten wir Frankreich am Nikolaustag und rollten gen Spanien. Aron zeigte sich etwas enttäuscht, weil es auch dieses Mal wieder keine „richtige“ Grenze zu überqueren gab, nicht mal ein einziger Polizist begrüßte uns in Spanien – Frankreich ließ wenigstens einige schwer bewaffnete Soldaten in Grenznähe patroullieren;-)

Unseren ersten Halt machten wir in Donostia (St.Sebastiàn) und waren überaus angenehm überrascht vom (welt)offenen Flair und der freundlichen Atmosphäre, die uns dort empfingen. Als Universitätsstadt und zufällig auch europäische Kulturhauptstadt 2016 mag das nicht verwundern, dennoch empfanden wir diese Offenheit im Kontrast zum doch eher spießigen Frankreich als sehr wohltuend! Große Spielplätze (ohne Zäune drumherum!) mit vielen Kinder luden zum Spielen ein, gemütliche und bezahlbare Cafés zum Schlemmen und Verweilen und der große Strand abermals zum Buddeln und Toben. Erstmals begegneten uns hier auch Wohnmobile, in denen Familien mit Kindern unterwegs sind. Kontakte haben wir zwar auf die Schnelle nicht zu knüpfen vermocht, zumal die Sprachbarriere mangels jeglicher Spanischkenntnisse ungleich höher ist als in Frankreich, dennoch ist es ein gutes Gefühl, auf dem Parkplatz nicht nur von Rentnern umgeben zu sein:-)

Weiter ging es anschließend durch die Pyrenäen und deren Ausläufer (wir erreichten Höhen von über 1160m!) mit atemberaubenden Ausblicken auf Gipfel, Täler und kleine Bergdörfer. Unsere Daze meisterte alle Berge bisher mit Bravour und Thomas bewies Geduld und Nervenstärke! Je weiter wir uns von der Atlantikküste entfernten, desto kühler wurde es, bisweilen auch sehr neblig. Dennoch sind wir wahrscheinlich noch immer weit von den heimatlichen Frosttemperaturen entfernt…die Kinder jedenfalls, allen voran Lea, wollen auch draußen nach wie vor am liebsten barfuß und im T-Shirt laufen:-)

Die Freundlichkeit der Spanier habe ich ja schon erwähnt…beispielsweise kamen wir in einem Vorort von Pamplona in den Genuss, die Duschen einer städtischen Turnhalle kostenlos benutzen zu dürfen – und wir haben es wirklich ausgiebig genossen, nach 3 Wochen zum ersten Mal wieder unter einer warmen Dusche zu stehen, für mich war das wie ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk!

An einer Tankstelle in derselben Region griff uns der dortige Tankwart tatkräftig unter die Arme und half beim Befüllen unserer leeren Gasflasche (was ja eigentlich nicht legal ist)- es zeigte sich nämlich, dass unser Adapter für Spanien, den wir nachträglich per Internet aus Leipzig geordert hatten (siehe Gasadapter-Story im Frankreich-Artikel) leider nicht kompatibel mit der hiesigen Gaspistole war. Der nette Tankwart ließ buchstäblich alles stehen und liegen, versuchte gemeinsam mit Thomas und unserem Adapter die Flasche zu füllen und eilte, nachdem dies nicht gelang, zurück in die Tankstelle um kurz darauf mit einem passenden Adapter wiederzukommen, woraufhin das Gas wie gewünscht floss. Muchas Gracias!

Als nächstes verschlug es uns in die Rioja-Region, also eine Gegend mit vielen Weinbergen und Bodegas. Wir hielten Station in Elciego, einer kleinen feinen „Steinstadt“ (lt.Aron) mit engen Gassen, urigen Kneipen und Weinstuben, einer imposanten Kathedrale und einem futuristisch anmutenden Hotel, entworfen vom berühmten Architekt Frank O. Gehry. Das alles vor dem Hintergrund einer beeindruckenden Bergkulisse, ein wahrer Augenschmaus! Wir blieben zwei Tage und mischten uns unters Dorfvolk, welches sich am frühen Nachmittag (es war Wochenende) in und vor allem vor den Kneipen einfand, um munter plaudernd Seite an Seite mit dem Nachbarn ein paar Gläser Wein zu genießen. Jung und Alt tummelte sich auf dem Marktplatz und in den Gassen, es herrschte ein reges, buntes und fröhliches Treiben. Diese Szenerie gefiel uns sehr gut und auch wir genossen unser Gläschen vino rojo, ganz entspannt mal ohne Kinder (die lieber im Wohnmobil einen Film anschauen wollten)!

Unser Eindruck bisher von Spanien ist also ein sehr positiver und es gefällt uns deutlich besser als in Frankreich. Wir nähern uns nun allmählich der portugiesischen Grenze und sind schon gespannt, was uns dort alles erwartet. Momentan überlegen wir, wie und wo wir Weihnachten verbringen wollen…alles ist noch offen und es bleibt spannend! *Adiós amigos*