- Strom halt‘ tapfer auf, wirf weg die Lust, Brahmane,
Sieh alles, wie’s vergeht, und schaue das Nirvana! - Bist du ans Ziel gelangt, Brahmane, zwiefach gehend,
Dann fallen von dir ab die Fesseln; du wirst sehend. - Geht ihn das Diesseits und das Jenseits nichts mehr an,
Von Furcht und Fesseln frei, der ist ein heil’ger Mann. - Wer wunschlos sich versenkt und seine Pflicht getan,
Von Fesseln frei, am Ziel, der ist ein heil’ger Mann. - Die Sonne glänzt am Tag, der Mond glänzt in der Nacht,
Der Weise, wenn versenkt, der Held in Waffenpracht;
Doch Tag und Nacht erglänzt des Buddhas Geistesmacht. - Brahmane heißt: vom Übel frei; ein Samana (Asket, Mönch):
Der ruhig geht; vom Schmutz erlöst: Pabbājita. - Brahmanen schlage nicht! Brahmane, wehr‘ dich nicht!
Weh dem, der einen schlägt! Weh dem, der widerficht! - Brahmane, nicht gering acht‘ die Enthaltsamkeit!
Gib auf die Angriffslust! So schwindet alles Leid. - Kein Unrecht tun in Werk, in Worten und Gedanken!
Ein echter Brahmana darf hierin niemals schwanken. - Wer uns das Buddhawort erklärt, der sei uns teuer!
Man ehre ihn, wie der Brahmane ehrt das Feuer. - Brahmane wird man nicht durch Haartracht oder Ahnen;
Nur die in Recht und Wahrheit leben, sind Brahmanen. - Wozu das Haargeflecht? Wozu das Fell, der Putz?
Du Tor bist außen fein und innerlich voll Schmutz. - Den Mann im Lumpenkleid, voll Adern, abgezehrt,
Der sich im Wald versenkt, halt‘ als Brahmanen wert! - Brahmane ist nicht der, der sich berufen kann
Auf Ahnen, eingebildet und ein reicher Mann;
Wer arm und wunschlos, den sieh als Brahmanen an! - Wer alle Ketten brach und nichts zu fürchten hat,
Der Freigeword’ne ist Brahmane in der Tat. - Brahmane ist nur, wer von Bindung frei sich machte,
Die Kette brach, den Riegel hob und dann erwachte. - Brahmane heiße, wer unschuldig Schimpf und Strafe
Erträgt und die Geduld gebraucht als starke Waffe. - Brahmane heiße, wer den Zorn hat abgelegt
Und, wunschlos, sittsam, fest, den letzten Körper trägt. - Brahmane heißt, von dem die Lust abgleitet glatt
Wie von der Nadel Senf, wie Tau vom Lotusblatt. - Brahmane heißt, wer hier des Leidens Ende fand,
Die Last abwarf und alles abschnitt, was ihn band. - Die, weisheitstief und klug, den Weg und Abweg kennen,
Ans Ziel Gelangte, sie will ich Brahmanen nennen. - Brahmane heißt, wer, heimatlos, Verkehr nicht pflegt
Mit Pilgern und mit Volk und wenig Wünsche hegt. - Brahmane heißt, wer niemals eine Waffe trägt,
Ob schwach, ob stark, kein Wesen schlagen läßt noch schlägt. - Brahmane heißt, wer gegen Feinde sich nicht wehrt,
Bei Heft’gen ruhig bleibt, bei Gier’gen nicht begehrt. - Brahmane heißt, bei wem, wie an der Nadel Spitzen
Kein Senfkorn, so nicht Gier und Haß und Stolz bleibt sitzen. - Brahmane heißt, wer klug und wahr die Worte setzt
Und niemals rauh und grob, so daß er nicht verletzt. - Wer nichts nimmt ungeschenkt, ob kurz, ob lang, ob klein,
Ob groß, ob gut, ob schlecht, der mag Brahmane sein. - Wer nicht nach dieser Welt und nicht nach jener trachtet,
Wunschlos und fesselfrei, sei als Brahman‘ erachtet. - Wer wunschlos, weisheitsstark den Zweifel überwand
Und zum Nirvana kam, sei Brahmana genannt. - Wen nicht Verdienst noch Schuld hier bindet, wer ganz rein
Und ohne Sorgen lebt, der mag Brahmane sein. - Brahmane heißt, wer, wie der Mond, so rein und klar ist
Und alles Strebens nach der Welt Vergnügen bar ist. - Wer gänzlich überwand die Wandrung durch die Welten,
Der sich versenkt und den nicht Wunsch noch Zweifel quälten,
Der ganz erloschen ist, mag als Brahmane gelten. - Brahmane heißt, wer hier auf Sinnenlust verzichtet
Und, heimatlos, den Lust- und Lebenstrieb vernichtet. - Brahmane heißt, wer hier den Lebensdurst vernichtet
Und, heimatlos, auf Durst und Leben ganz verzichtet. - Brahmane heißt, wer sich von aller Bindung trennt,
Bindung an Menschen und an Götter nicht mehr kennt. - Brahmane heißt, wer frei von Lust und Leid sich hält,
Kühl, ohne Leidenschaft, die Welt besiegt als Held. - Wer Werden und Vergeh’n der Wesen in den Welten
Kennt, haftensfrei, erwacht, mag als Brahmane gelten. - Der, dessen Weg nicht Götter, Engel, Menschen kennen,
Der weltfrei, heilig ist, mag sich Brahmane nennen. - Brahmane heißt, wer nichts besitzt und nichts vermißt,
Auch nichts erhofft, wer arm, doch ohne Wünsche ist. - Den sieghaft starken Held, den wunschlos großen Weisen,
Den voll Erwachten will ich als Brahmanen preisen. - Wer früh’re Leben kennt, Himmel und Unterwelten,
Ein Wissensreicher, der des Daseins Ende fand,
Ein ganz vollkomm’ner Mensch mag als Brahmane gelten.
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